Informationsbrief Nr. 2 - März 2016

Liebe Freundinnen und Freunde,
In meinem letzten Informationsbrief habe ich euch meinen Aufenthalt in Frankreich angekündigt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige sich fragen, was denn das Ziel eines solch ausgedehnten Aufenthalts sei und indirekt wie dies das Schicksal der Projekte, die sie im Rahmen unseres Foyer de la Paix unterstützen, beeinflusst. Diese Fragen sind durchaus legitim und berühren mich zutiefst: sie zeugen von eurer freundschaftlichen Aufmerksamkeit und eurer Anteilnahme an dieser Friedens- und Versöhnungsmission in der Gegend der grossen Seen. Eine sehr schöne und gleichzeitig sehr heikle Mission! Sie erfordert beim Engagement oft viel Augenmass, ein realistisches Loslassen können und grosse Demut. Davon möchte ich mit euch sprechen, wie wenn auch ich vor Ostern beichten würde. Ich möchte euch erzählen, wie ich mein Forschungsjahr verbringe.

-Zeit der Danksagung
Nach 25 Jahren Priesteramt möchte ich dem Herrn, der mich in seinen Dienst berufen hat, danken als Armer bei den Armen, den Kranken, den Gefangenen, den Waisen und den früheren Kindersoldaten usw. Sie kennen den Weg, die Pädagogik, die ihnen das Foyer de la Paix in Kambehe vorschlägt. Dank sei Gott für das geschenkte Leben, das wir so zu bezeugen versuchen, dass wir sie denen, die keinen Sinn und keine Hoffnung mehr im Leben sehen, weitergeben können.
Dankbarkeit bedeutet auch, dem Herrn zurückgeben, was er uns geschenkt hat: das Leben ist ein immerwährender Austausch. Wir singen gerne: „Alles kommt von Dir, oh guter Vater, wir schenken die Wunder Deiner Liebe.“ Wir bekommen viel von Ihm, lasst uns auch lernen zu teilen. Geben bedeutet auch die erhaltenen Gaben kostenlos weiterzugeben.

-Zeit der spirituellen, intellektuellen und moralischen Selbstbesinnung
Die Welt bewegt sich : durch die tiefgreifenden und schnellen Veränderungen, die komplexe Wirklichkeit des Lebens in unseren verschiedenen Kulturen usw. All dies appelliert konstant an unser pastorales Engagement bei den Jungen und ihren Familien, vor allem denjenigen, die Schwierigkeiten bekunden, diesem Rhythmus zu folgen, welcher die stärksten, die schnellsten, die reichsten bevorzugt zum Nachteil der schwächeren und anfälligeren Menschen in den verschiedenen Systemen, die unser bürgerliches Zusammenleben bestimmen.
In der Tat, wenn man als Erzieher arbeitet, dann können diese Veränderungen der Welt verunsichern, ja sogar die Ordnung durcheinanderbringen in der Kenntnis der Dinge, die man den anderen kommunizieren oder weitergeben will.

Diese menschliche Wirklichkeit ist noch beunruhigender in mehreren Ländern des Südens, wo der Zugang zu Information oder zu spezialisierten und aktualisierten Dokumenten sehr schwierig ist. Ein Forschungsjahr kann diesem Nachholbedarf dienen, dieser kontinuierlichen Weiterbildung, die im Unterrichten erforderlich ist, in Ausbildungsstätten von zukünftigen Priestern und in mehreren Gebieten, die nach Vortrefflichkeit streben.

- Was macht Père Roger ?
a)Ich bin an der Fakultät für Theologie und Religionswissenschaften der Universität Strassburg eingeschrieben als Post-Doktorand, wo ich im Forschungs-Team über den Katholizismus im Elsass (ERCAL) arbeite: gerade jetzt bin ich am Entdecken des Archivs der elsässischen Missionare, die in Afrika gearbeitet haben, und ich möchte zu den Beziehungen ELSASS-AFRIKA-ELSASS einen Beitrag leisten. Ein sehr grosses Gebiet, das ich zu beackern versuche für die afrikanischen Studenten, die mit ihren Doktorarbeiten in Strassburg promovieren. Diese afrikanische Präsenz ist ein Zeichen der Fruchtbarkeit des missionarischen Werks. Es ist nicht unerheblich, in Erinnerung zu rufen, dass wir die Früchte dieses Abenteuers sind, und wir schulden Dank und Respekt den Familien, die ihre Kinder im christlichen Glauben erzogen haben, und die akzeptiert haben, dass sie nach Afrika kommen, um das Evangelium zu verkünden.

b) Ich arbeite auch mit dem Forschungszentrum für soziales Unternehmertum (CRESO) zusammen an der philosophischen Fakultät der katholischen Universität Lyon. In diesem Zentrum finde ich die analytischen Grundlagen, die ich brauche für mein nächstes Buch mit dem Titel: „Ein Priester in der Lehre bei den Kindersoldaten. Ein Abenteuer für den Frieden im Afrika der Grossen Seen.“ Ein Titel, der je nach Verlag noch geändert werden kann.

c) Eine Zeit des » Los-lassens »
Diese Veränderungen, von denen wir gesprochen haben, verschonen niemanden und berühren alle Gebiete des täglichen Lebens. Sie können das Leben der Leute verderben, denn sie ermüden, sie verwirren oder entmutigen sogar… Persönlich habe ich diese Erfahrung im Kivu, im Osten der DR Kongo, wo ich herkomme, gemacht. Im Gegensatz zu meiner Jugendzeit, wo ich völlig begeistert war beim Unterricht im Unterseminar, im Propädeutikum, in der Kirchgemeinde im Busch (die gerade gegründet wurde), erfahre ich heute meine Anfälligkeit, meine Ermüdung und meine Grenzen den Anforderungen meiner Mission gegenüber. Daher das Bedürfnis nach ein wenig Distanz, um meinem Leben wieder einen Sinn zu geben und meine Lebensfreude zu bewahren!

Anstatt sich an meinem Posten krampfhaft festzuklammern, will ich meine Zeit dazu nutzen, die Vergangenheit zu prüfen und versuchen herauszufinden, was nicht funktioniert hat, um mich dann besser in die Zukunft zu versetzen und diese zu meistern probieren… Statt mich zu weigern, dass auch nur das kleinste Zahnrad der Gegenwart mir entgehen könnte, habe ich dieses „Loslassen“ für richtig erachtet, um mir meiner Grenzen bewusst zu werden, dass ich nicht grundsätzlich und unmittelbar den Verlauf der dramatischen Ereignisse, welche meine Heimatregion seit 1994 erschüttern (Genozid in Ruanda) , verändern kann. Es ist also keineswegs ein Zeichen von Feigheit oder Aufgabe, dass ich eine Zeit der Distanzierung beanspruche, die übrigens nichts strategisches an sich hat; es ist ein grundlegend spirituelles Bedürfnis: anstatt mit Zorn zu reagieren, mir immer wieder das Bedauern, über das, was ich hätte besser machen können, zu wiederholen, mich von negativen Gefühlen beherrschen zu lassen, habe ich mich - im Einverständnis mit der Kirche - für dieses Distanz-Nehmen entschieden, dieses schmerzhafte sich Abwenden aus purem Realismus, das heisst ich wollte akzeptieren, die Dinge des Lebens so zu betrachten, wie sie in Wirklichkeit sind…
„Von dem Augenblick an, wo man nicht mehr der Zwangsvorstellung unterliegt, alles beherrschen zu wollen, versetzen wir uns in eine Haltung der emotionalen Offenheit, in einen Geisteszustand, der Freude bringen kann.
Wenn man das Los-Lassen annimmt in Momenten der Widrigkeit, dann ist es, wie wenn man akzeptieren würde, sich auf die Lebenszeit einzustellen, statt zu kämpfen, wie der Hund hinter dem Wagen“. 1

Ohne diese Distanzierung, von dem, was wir immer gemacht haben oder machen wollten mit Kompetenz und aus Berufung, ist das Risiko von psychologischem Eingesperrt-Sein sehr gross: jenes Gefangen-Sein, wo wir dauernd damit beschäftigt sind, dem Bild zu entsprechen, das die anderen von uns erwarten. Oder auch dasjenige, das wir uns einbilden, das sie von uns erwarten, um ihnen zu gefallen, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden. Ein Gefängnis schliesslich, dass es uns unmöglich macht, Lebensfreude zu empfinden und andere glücklich zu machen.
Ich vertraue mich Euren Gebeten an, damit diese Zeit der Selbstbesinnung mir hilft zu meditieren und mich zu befreien von den Ketten der Macht, des Habens und des Wissens, welche das wahre Gesicht unseres Auf-der-Welt-Seins entstellen. Dank sei all denen, die mich interstützen hinzuschauen und denjenigen zu helfen, die durch Gewalt und Ungerechtigkeit verstümmelt sind. Möge Christus der Verstorbene und Wiederauferstandene uns zu Ostern geleiten zu einem Leben mit mehr Gerechtigkeit und Brüderlichkeit.

FROHES OSTERFEST
Père Roger RUBUGUZO MPONGO


(Original Französisch, deutsche Übersetzung: Dr. phil. Silvia Küng-Vogler)

Chères amies, Chers amis,
Dans ma dernière lettre d'information, je vous annonçais ma présence en France. Il n'est pas exclu que certains s'interrogent sur le but d'un tel long séjour et, indirectement, sur le sort des projets qu'ils soutiennent au sein de notre Foyer de Paix. En effet, ces questions sont légitimes et me touchent profondément : elles témoignent de votre attention amicale et de votre participation à cette mission de paix et de réconciliation dans la région des grands-lacs. Mission très belle et délicate en même temps ! Comme engagement, elle exige souvent beaucoup de discernement, un lâcher-prise réaliste et beaucoup d'humilité. C'est de cela que je vais vous parler, comme si je me confessais, moi aussi, avant Pâques ! Je voudrais vous dire comment je passe mon année sabbatique ?

-Temps d'action de grâce
Après 25 ans de sacerdoce, je voudrais rendre grâce au Seigneur qui m'a appelé à son service, pauvre auprès des pauvres, des malades, des prisonniers, des orphelins et des ex-enfants soldats ,etc. Vous connaissez l'itinéraire, la pédagogie que leur propose le Foyer de Paix à Kambehe. Merci pour la vie reçue de Dieu et dont nous essayons de témoigner de manière à la communiquer à ceux-là qui n'ont plus de raisons de vivre et d'espérer.
La gratitude, c'est aussi savoir rendre au Seigneur ce qu'il nous a donné : la vie est un échange permanent. Nous aimons le chanter : « Tout vient de toi, O Père, Très Bon, nous t'offrons les merveilles de ton amour ». Nous recevons beaucoup de Lui, apprenons aussi à partager. Donner, c'est aussi transmettre gratuitement les talents reçus.

- Temps de ressourcement spirituel, intellectuel et moral
Le monde bouge
: à travers des mutations profondes et rapides, des réalités complexes de la vie dans nos diverses cultures, etc. .. Tout cela interpelle constamment notre engagement pastoral auprès des jeunes et leurs familles, spécialement celles qui ont du mal à suivre ce rythme qui sélectionne les plus forts, les plus rapides, les plus riches au détriment des personnes fragiles ou fragilisées par les divers systèmes qui régissent notre vie citoyenne.
En effet, lorsqu'on exerce un métier d'éducateur, ces mutations du monde peuvent déstabiliser, voire troubler l'ordre dans la connaissance de choses à communiquer ou à transmettre aux autres.


Cette réalité humaine est encore plus troublante dans plusieurs pays du Sud où l'accès à l'information ou aux documents spécialisés et actualisés est très difficile. Une année sabbatique peut servir à cette mise à niveau, cette formation permanente exigée dans l'enseignement, dans les maisons de formation de futurs prêtres et dans plusieurs domaines qui visent l'excellence.


- Que fait le Père Roger ?
a) Je suis inscrit à la Faculté de Théologie et Sciences Religieuses de l'Université de Strasbourg, en post-doctorat, où je travaille au sein de l'Equipe de Recherche sur le Catholicisme en Alsace (ERCAL) : actuellement, je découvre les archives des Missionnaires alsaciens qui ont œuvré en Afrique et voudrais contribuer aux relations ALSACE-AFRIQUE-ALSACE. Un terrain énorme que je tente de défricher pour des étudiants africains qui viennent passer leurs thèses à Strasbourg. Cette présence africaine est signe de fécondité de l'œuvre missionnaire. Il n'est pas anodin de rappeler que nous sommes les fruits de cette aventure et nous devons reconnaissance et respect envers les familles qui ont éduqué leurs enfants dans la foi chrétienne et qui ont accepté qu'ils viennent en Afrique pour y annoncer l'Evangile.


b) Je collabore aussi avec le Centre de Recherche en Entrepreneuriat Social (CRESO), à la Faculté de Philosophie de l'Université Catholique de Lyon. C'est au sein de ce Centre que je puise les éléments d'analyse dont j'aurai besoin pour écrire mon prochain livre intitulé : « Un prêtre à l'école des enfants soldats. Une aventure pour la Paix en Afrique des Grands Lacs ». Un titre qui peut encore changer, selon l'éditeur.


c) Un temps de « Lâcher-prise » :
Ces mutations dont nous avons parlé n'épargnent personne et touchent tous les domaines de la vie quotidienne. Elles peuvent gâcher la vie des personnes, car elles fatiguent, déconcertent voire découragent… Personnellement, j'en ai fait l'expérience dans mon Kivu natal, à l'Est de la RD Congo. Contrairement à ma jeunesse sacerdotale, où j'étais tout feu tout flamme dans les enseignements au petit séminaire, à la Propédeutique, en paroisse de brousse (en fondation) : après 25 ans, j'expérimente ma fragilité, mes fatigues et mes limites par rapport aux exigences de ma mission. D'où le besoin de prendre un peu de recul pour donner sens à ma vie et garder ma joie de vivre !


Au lieu de me cramponner, de m'agripper au poste, de passer mon temps à analyser le passé pour essayer de saisir ce qui n'a pas marché, de mieux me projeter dans le futur et de tenter de le maîtriser… Au lieu de refuser que le moindre rouage du présent m'échappe, j'ai jugé bon ce lâcher-prise en prenant conscience de mes limites à changer en profondeur et à court terme, vu les cours des événements dramatiques qui secouent ma région natale, depuis 1994 (génocide au Rwanda). Ce n'est donc pas un signe de lâcheté ou de démission que de prendre ce temps de recul - qui n'a rien de stratégique; il est fondamentalement un besoin spirituel : au lieu de réagir avec colère, de ressasser des regrets de ce que j'aurais pu faire, au lieu de me laisser envahir par des émotions négatives, j'ai choisi - et l’Église me le concède - cette prise de distance, ce détachement douloureux, par pur réalisme, c'est-à-dire, je voudrais accepter de regarder la vie et les choses telles qu'elles sont…
« A partir du moment où l'on n'est plus dans l'obsession de tout maîtriser, nous nous plaçons dans une attitude d'ouverture du cœur, dans une disponibilité d'esprit propice à la joie.
Quand on accepte de lâcher-prise dans les moments de contrariété (...), c'est comme si on acceptait, au lieu de lutter comme le chien derrière le chariot, de s'accorder au temps de la vie ».






Sans ce détachement de ce que nous avons toujours fait ou voulu faire, avec compétence et par vocation, le risque d'emprisonnement psychologique est très grand : cette prison où nous sommes constamment préoccupés par l'image qui correspond à ce que les autres attendent de nous. Ou bien celle que nous imaginons qu'ils attendent de nous, pour leur plaire, pour être socialement acceptables. Une prison qui finalement nous arrache la joie de vivre heureux et de rendre les autres heureux.
Je me confie à vos prières pour que ce temps de ressourcement m'aide à méditer et à me libérer de ces chaînes du pouvoir, de l'avoir et du savoir qui défigurent le vrai visage de notre être au monde. Merci à tous ceux qui m'aident à regarder et à venir au secours des personnes défigurées par les événements de violences et d'injustice. Que le Christ mort et Ressuscité nous entraîne vers sa Pâques pour une vie plus juste et plus fraternelle.

JOYEUSE FETE DE PAQUES
P. Roger RUBUGUZO MPONGO